Einleitung zum Thema Schimmel in der Wohnung
Sobald Schimmel in der Wohnung bemerkt wird, kommen Fragen zur gesundheitlichen Bedeutung der Schimmelpilzquelle und zur richtigen Bewerkstelligung der Pilzbeseitigung auf. Dieser Beitrag setzt sich mit den Möglichkeiten und Grenzen eines Schimmeltests zum selbst machen auseinander. Bekanntermaßen gibt es in Fachkreisen hier eine erhebliche Kontroverse:
Ist ein Schimmeltest zum selbst machen bei Schimmel in der Wohnung sinnvoll und anzuraten ? Oder aufgrund der Messmethoden eher nicht zu empfehlen? Der Verfasser dieses Beitrags ist promovierter Mikrobiologe, in Hannover seit vielen Jahren als Gutachter im Bereich Hygiene / mikrobiologische Diagnostik in Innenräumen tätig und positioniert sich eindeutig Pro Schimmeltest zum selbst machen. Voraussetzung ist, dass der Schimmeltest fachlich qualifiziert als seriöse Beratungsdienstleistung konzipiert ist. Überdies muss er von nicht in der Mikrobiologie geschulten Verbrauchern auch bestimmungsgemäß anwendbar sein. Für einen Schimmelpilztest zum selbst machen bei Schimmel in der Wohnung stehen einige recht einfach anwendbare mikrobiologische Mesverfahren zur Verfügung. Per se sind sie zur Feststellung von Schimmelpilzquellen in Wohnungen und zur Bewertung der hygienischen Relevanz auch durch Nichtgeschulte vollumfänglich geeignet.
Bewertung von Schimmel-Flächen gemäß UBA „Schimmel-Leitfaden“
Das Umweltbundesamt (UBA) hat im Dezember 2017 einen umfassend überarbeiteten „Schimmel-Leitfaden“ zum Thema Schimmel in der Wohnung herausgegeben. Das „Flächenkriterium“ zur Bewertung der „Schwere“ eines Schimmelschadens aus dem früheren Leitfaden von 2002 wird darin unverändert übernommen. Gemäß UBA gehören bei Schimmel in der Wohnung also heute noch Schimmelbefallsflächen größer ½ m2 generell in die höchste (d.h. in aller Regel: in die „gefährlichste“) Kategorie 3. Pilzbefall der Kategorie 3 sollte nach UBA möglichst unverzüglich von einer „Fachfirma“ beseitig werden. Dieses schlichte Beurteilungskriterium wird von vielen „Fachleuten“ voll anerkannt und so übernommen. Es wird den komplexen Fragestellungen, die in Zusammenhang mit Schimmel in der Wohnung und möglichen hygienisch-gesundheitlichen Auswirkungen dadurch aufgeworfen werden, allerdings nicht gerecht.
Das folgende Bild zeigt zwei Schimmelschäden mit etwa gleicher Fläche, die sich aber sowohl hinsichtlich der hygienischen Relevanz als auch hinsichtlich des Beseitigungsaufwandes fundamental unterscheiden.
Schimmel in der Wohnung mit einem Schimmelpilztest selbst testen
Nicht alle Schimmel-Arten geben gleich viele Sporen in die Luft ab
Zwar weist das UBA darauf hin, dass nicht nur einfach die Fläche ausgemessen, sondern „immer der Fall insgesamt“ geprüft werden muss. Mit der Tatsache, dass sich Schimmelpilz-Arten hinsichtlich ihres Potenzials zur Beeinträchtigung der Raumluftqualität aber fundamental unterscheiden können, setzt sich das UBA an geeigneter Stelle aber nicht auseinander. Die i.d.R. von Beginn der Koloniebildung an der Wand an oliv-bräunlich bis schwarz gefärbten Cladosporium-Pilze z.B. sehen zwar für Nicht-Mikrobiologen u.U.„ernsthaft gefährlich“ aus. Diese, landläufig als „Schwarzschimmel“ benannten Pilze sind aber durch eine sehr geringe Neigung zur Sporenfreisetzung in die Luft charakterisiert. Sie sind trotz ihrer „unschönen“ Erscheinung – anders als v.a. im Internet oft behauptet – auch nicht giftig. Selbst große Befallsflächen mit diesen Pilzen sind handwerklich relativ leicht zu „sichern“.
Aspergillus- und Penicillium-Pilze indes, die zumindest in frühen Bewuchsstadien meist deutlich farbiger sind und auf den ersten Blick vielleicht „weniger beängstigend“ aussehen, zeichnen sich demgegenüber durch eine sehr stark ausgeprägte Neigung zur Sporenfreisetzung aus. Diese Pilze können die Raumluftqualität auch bei Befallsflächen deutlich unter ½ m2 und ohne weiteres Zutun von Bewohnern oder Handwerkern ernsthaft beeinträchtigen. Nicht qualifizierte Maßnahmen zur Schimmelbeseitigung an Befallsflächen mit Aspergillus- und Penicillium-Pilzen können leicht zu gravierenden Kontaminationen schadensbetroffener Räume führen.
Das folgende Bild zeigt zwei weitere Schimmelschäden, die sich hinsichtlich der hygienischen Relevanz fundamental unterscheiden. Das bunt gefärbte Holz im linken Bild trägt etwa 10 Millionen extrem leicht luftgängige Sporen/cm2. Dem „verschwärzten“ Holz rechts haften im Wesentlichen dunkel pigmentierte Pilzzellen an, die nicht in die Luft übergehen können.
Schimmel in der Wohnung mit einem Schimmelpilztest selbst testen
Nach eigenen Erfahrungen ist das Flächenkriterium des UBA bei Schimmel in der Wohnung nicht nur unpraktikabel. Darüber hinaus hat es sich auch als leicht missbräuchliches Instrument zur Andienung und Rechtfertigung teils völlig überzogener handwerklicher Maßnahmen zur Befallsstellensicherung und Schimmelpilzbeseitigung erwiesen.
Ein fundamentales Kriterium ist die Qualität des Schimmelbefalls
Die Beurteilung der potenziellen Hygienerelevanz eines Schimmelbefalls ist nur bei genauer Kenntnis der vorhandenen Pilz-Arten und der gesamten Befallsfläche möglich. Die Pilz-Arten lassen sich leicht mit einem Schimmeltest feststellen. Bewuchsdichte und –aktivität der Pilzbiomasse sind immens wichtig. Diese kann man mit einem mikroskopischen Schimmelpilztest feststellen. Bedeutend ist überdies die Dauer des Bestehens des Schimmelschadens. Eine Einschätzung der gesundheitlichen Risiken, die ein wie auch immer gearteter Schimmelbefall bergen kann, ist ohne Kenntnis der baulichen Gegebenheiten des schimmelgeschädigten Objekts generell nicht machbar. Weiterhin müssen die Art und die Dauer der Nutzung der betroffenen Räumlichkeiten und der Gesundheitszustand der Bewohner bekannt sein. Sachverständigenleistungen vor Ort zum Schimmel testen und zur Klärung vorgenannter Punkte sind i.d.R. mit Kosten von mehreren hundert Euro verbunden.
Diese Leistungen gehen letztendlich nicht nur an Klein- und Bagatellschäden, sondern oft auch an Schimmelschäden mittlerer Größe wirtschaftlich völlig vorbei. Ein Schimmelpilztest zum selbst machen, der traditionell hohe naturwissenschaftliche Ansprüche zwar gewiss nicht voll erfüllt, kann hier bei der Frage nach der hygienischen Relevanz aber weiterhelfen: Nämlich wenn der Schimmeltest fachlich durchdacht und als seriöse Beratungsdienstleistung konzipiert ist. Und überdies von einer nicht in der Probenahme geschulten Person auch bestimmungsgemäß anwendbar ist.
Grundlegendes zur hygienischen Beurteilung eines Schimmel-Schadens
Dosis-Wirkungs-Beziehungen bei Pilzexposition sind beim Menschen in Zusammenhang mit Schimmel in der Wohnung nicht bekannt. Der in der Mikrobiologie sachverständige Gutachter vor Ort unterscheidet beim Schimmeltest zwischen folgenden Quellen: Eine Quelle, die die hygienische Situation beeinträchtigen wird. Und ein Schimmelbefall, der in der ständig und überall vorhandenen (= ubiquitären) Hintergrundbelastung im Wohnumfeld verschwindet (=“Bagatellschaden“). Es besteht großer Bedarf an angemessenen und „bezahlbaren“ Messinstrumenten zur Beurteilung der hygienischen Relevanz eines Schimmelschadens. Dieses sollte auch Informationen zur richtigen Pilzbeseitigung bei Schimmel in der Wohnung geben.
Die Höhe der Luftsporenkonzentrationen bei Schimmel in der Wohnung ist selbstredend immer von den momentan vorherrschenden Umgebungs- und Nutzungsbedingungen abhängig. Sie kann sehr stark variieren. Technische Raumluftmessungen mit Luftkeimsammlern stellen grundsätzlich nur Momentaufnahmen beim Schimmeltest dar. Sie machen im Regelfall keine Angaben zur „wahren“ Exposition im Alltag möglich.
Sporen, die ein Schimmelbefall an die Raumluft abgibt, lagern sich mit dem Hausstaub auf Oberflächen ab und reichern sich – sofern es sich um einen „hygienisch relevanten“ Pilzschaden handelt – dort mit der Zeit an. Im Hausstaub abgelagerte Sporen können problemlos, d.h. ohne aufwendiges technisches Messequipment festgestellt werden. Für den erfahrenen Untersucher sind die Höhe der Sporenbelastung und das Sporenformenspektrum im sedimentierten Hausstaub verlässliche Beurteilungsparameter. Mit verhältnismäßig geringem Kostenaufwand ist damit bei Schimmel in der Wohnung ein hoher Informationsgewinn erzielbar.
Aufwändige technische Raumluftmessungen mit einem Luftkeimsammler, die nur ein Gutachter vor Ort durchführen kann und die deshalb recht teuer sind, sind bei Schimmel in der Wohnung in sehr vielen Fällen fachlich objektiv verzichtbar. |
Gefährdungsbeurteilung bei Schimmel in der Wohnung
Das konkrete Risiko, das ein bestimmter Schimmelbefall für den Einzelnen birgt, kann allenfalls durch den behandelnden Arzt beurteilt werden. Ob eine hygienische Relevanz bei einem Schimmelbefall in der Wohnung gegeben ist und dadurch (theoretisch) eine Gesundheitsbeeinträchtigung möglich sein könnte, ergibt sich maßgeblich anhand folgender Kriterien beim Schimmeltest: Genauer gesagt, der Art, der Befallsfläche, der Bewuchsdichte und der momentanen Aktivität der Pilzbiomasse. Zur Einschätzung der hygienischen Relevanz und des Risikos möglicher gesundheitlicher Wirkungen von Schimmel in der Wohnung bedarf es mindestens dieser Informationen:
- wachsen Schimmelpilze aus oder handelt es sich um Verfärbungen oder Schmutz?
- wie intensiv ist der Befall mit Schimmel in der Wohnung momentan?
- handelt es sich um stark starke Sporulierer oder um weniger kritische Gattungen / Biofilme?
- sporulieren der Schimmel in der Wohnung schon oder liegt noch ein vegetatives Frühstadium vor?
- ist es ein bereits toter Altschaden oder ein derzeit aktiver Schimmelbefall?
- sind die sedimentierten Hausstäube bereits mit Sporen belastet?
Schimmelpilzfeststellung und -bewertung mit dem Schimmeltest MYKOFUND
Vor über 15 Jahren hat der Verfasser dieses Beitrags, Dr. Thomas Missel aus Hannover, ö.b.u.v. Gutachter der IHK für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen, die Messstrategie des Schimmelpilztests ausgearbeitet. Der Schimmeltest MYKOFUND ist zum selbst machen für den Verbraucher bei Schimmel in der Wohnung konzipiert. Dieser Schimmeltest gehört damit eindeutig zu den am längsten am Markt existierenden Verbrauchertests. Der bewährte Schimmelpilztest beinhaltet im Einzelnen die folgenden sieben mikrobiologischen Einzelprüfungen:
– Abklatschproben zur Prüfung von Verdachtsstellen z.B. an der Wand (2 Stück)
– Abklatschprobe zur Prüfung des frischen Hausstaubs z.B. auf einem Tisch (1 Stück)
– Tesafilm-Kontaktprobe zur Mikroskopie einer Verdachtsstelle z.B. an der Wand (1 Stück)
– 1 Tesafilm-Kontaktprobe zur Mikroskopie älteren Hausstaubs z.B. auf einem Schrank (1 Stück)
– Sedimentationsplatten zur orientierenden Prüfung der momentanen Luftqualität (2 Stück)
Alle kulturellen Prüfungen beim Schimmeltest MYKOFUND beinhalten die unerlässliche Differenzierung der angezüchteten Schimmelpilze zumindest bis auf die Gattungsebene. |
Die Messtrategie beim Schimmelpilztest MYKOFUND
Zwei Tage vor der Messung wird eine horizontale Möbeloberfläche oder andere glatte Fläche gut gesäubert. Diese Oberfläche prüft man zwei Tage später mit einer Abklatschprobe. Die Art und das Ausmaß der Verschmutzung der Testoberfläche durch Schimmelpilze erlauben eine Einschätzung der derzeitigen hygienischen Situation und der Spezieszusammensetzung in der Luft. Orientierende Messungen mit offenen Petrischalen, die man in turbulenzfreier Raumluft für eine Stunde aufstellt, geben Auffälligkeiten im Schimmelpilzspektrum zu erkennen. Mit einem Tesafilm-Klebestreifen wird älterer Hausstaub mikroskopisch auf Auffälligkeiten untersucht. Hierdurch sind retrospektive Elemente in die hygienische Bestandsaufnahme implementiert. Man erfasst dabei überdies lebende und abgestorbene Sporen und Zellen. Die drei Probenteile zum Bereich „Hausstaub“ erlauben durch gegenseitige Absicherung eine Einschätzung, ob Schimmelpilzquellen Sporen in hygienisch relevanter Zahl in die Raumluft abgeben.
Zur Quellenidentifizierung nimmt man von Schimmelverdachtsstellen bzw. von Befallsstellen zwei Abklatschproben. Die im Labor kultivierten Schimmelpilze werden entsprechend mit den in den Stäuben gefundenen Einheiten verglichen. Pilz-Arten, Bewuchsintensität und Sporendichte an einer Verdachtsstelle bestimmt man mittels eines weiteren Tesa-Klebestreifenpräparats mikroskopisch. Dieser Probenteil erfasst nicht anzüchtbare und abgestorbene Pilze genauso sowie Pilze mit ganz speziellen Ansprüchen an die Kulturbedingungen.
Weitere Informationen zum Schimmeltest
Ein Schimmelpilztest-Kit beinhaltet ein Handbuch zum Thema „Schimmel im Innenraum“ mit eingehender Gebrauchsanleitung. Der schriftliche Untersuchungsbericht mit Handlungsanweisungen ist im Preis enthalten. Der Preis für den Schimmeltest beträgt 99,90 Euro inklusive der Versandkosten zum Kunden und 19% MwSt.
Informationen zum Schimmel-check-online